Leipzig ist seit Jahrzehnten ein guter Nährboden für Volleyballer auch für Anton Brehme und Jan Türk Daßler. Der eine spielt als frischgebackener Deutscher Meister und Pokalsieger ab Oktober bei Modena Volley, der andere denkt auch mit 61 Jahren in der Leipziger Hobby-Liga nicht ans Aufhören.
Ein langer Sommerurlaub nach der kräftezehrenden Bundesliga-Saison inklusive Champions League mit etwa 50 Spielen fällt für Anton Brehme in diesem Jahr aus. Zu groß sind die Aufgaben mit der Nationalmannschaft: Nations League (Juni/ Juli), Europameisterschaft (28. August bis September), Olympia-Qualifikation (30. September bis 8. Oktober in Brasilien). „Das ist ein krasses Programm. Aber es macht unheimlich Spaß, mit den besten deutschen Spielern für die Nationalmannschaft zu spielen“, sagt Anton Brehme lächelnd.
VERLETZT, GEZWEIFELT, ZURÜCKGEKÄMPFT
Anton Brehme ist froh, dass er überhaupt wieder auf höchstem Niveau spielen kann. In der Saison 2021/22 konnte der 2,06 Meter große Mittelblocker wegen Knieverletzungen kein einziges Spiel bestreiten, dachte gar über das Karriereende nach. „Ich war ein Jahr raus, da hab ich mir manchmal die Sinnfrage gestellt“, erinnert er sich. Mithilfe seiner Eltern – der Vater Chirurg, die Mutter Physiotherapeutin kämpfte er sich Schritt für Schritt zurück und stand im August 2022 wieder bei den Berlin Volleys auf dem Parkett.
In der abgelaufenen Saison gehörte er zu den besten Spielern seines Teams und hatte großen Anteil am Double-Gewinn der Berliner. Der Lohn: ein Angebot des italienischen Erstligisten Modena Volley, für den er ab Oktober auf dem Feld steht. „Ich freu mich riesig auf diese Herausforderung. Das ist die stärkste Liga der Welt. Das Niveau ist wie in der Champions League – in jedem Spiel.“ Schon als kleiner Stift, als er beim SV Reudnitz mit dem Volleyball begann, habe er davon geträumt, einmal in der italienischen Liga spielen zu dürfen.
ZUM KARRIERE-ENDE: RÜCKKEHR NACH LEIPZIG
Stichwort SV Reudnitz: Zu seinem Heimatverein und seinem ersten Trainer Rolf Arnold hat Anton Brehme nach wie vor guten Kontakt. Den will er auch von Modena aus beibehalten. Aus der Entfernung verfolgt er die Wege seiner ehemaligen Vereine SV Reudnitz und L.E. Volleys. „Super, dass die Volleys erneut in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. Ich drück die Daumen, dass es irgendwann wieder ganz nach oben geht“, sagt der gebürtige Leipziger. „Wenn ich fit bleibe, möchte ich in meiner letzten Saison noch mal in Leipzig Erste oder Zweite Bundesliga spielen.“
Als Anton Brehme 1999 in Leipzig geboren wurde, hatte Jan-Türk Daßler seine Profikarriere längst beendet. Den Volleyball zur Seite gelegt hat der ehemalige DDR-Nationalspieler aber auch mit 61 Jahren noch nicht. Mit der BSG Südbrauser ist er in der Hobbyliga aktiv. „Die Mannschaft ist super. Mit vielen Leuten habe ich schon vor Jahrzehnten zusammen gespielt“, erklärt Jan-Türk Daßler. Bei der BSG steht er zusammen mit seinem Sohn Valentin auf dem Parkett.
Aktuell spielen die BSGler in der B-Staffel der Hobbyliga, der Aufstieg in die A-Liga ist das Ziel – und zwar ohne eine Niederlage. Bislang sieht es gut aus. „Spaß zu haben, ist bei allem Ehrgeiz aber das Wichtigste“, sagt er. Denn der kam in seiner aktiven Karriere eindeutig zu kurz. Natürlich liest sich die Vita des Vaters dreier Söhne beeindruckend: fünfmal DDRMeister, einmal FDGB-Pokalsieger, über 100 Länderspiele für die DDR. Doch die Erinnerungen an seine aktive Karriere im DDR-Volleyball sind nicht die besten. „Athletisch und technisch waren wir bestens ausgebildet. Die entscheidenden Spiele gegen die Weltspitze haben wir verloren, weil der Teamgeist gefehlt hat. Das war frustrierend“, erinnert er sich.
Das Training sei ein absoluter Krampf gewesen sowohl beim SC Leipzig, für den er bis 1990 spielte, als auch in der Nationalmannschaft. Er wollte aufhören, durfte aber nicht.
BLICK AUF DEN „GROSSEN VOLLEYBALL“
Natürlich verfolgt er auch heute noch den „großen Volleyball“, schaut sich mit Freunden einmal pro Saison ein Bundesligaspiel oder das eine oder andere Länderspiel an. Den Weg von Anton Brehme vom SV Reudnitz nach Berlin und in die Nationalmannschaft hat er aufmerksam beobachtet. „Anton hat in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht. Er hat den nötigen Ehrgeiz, aber auch Spaß“, sagt Jan-Türk Daßler.